Wie funktioniert die papierlose Fertigung?

05.12.2022, Experten-Meinung

Schon während meines Studiums stand der Begriff der „papierlosen Fertigung“ im Raum. Anfang der 2000er Jahre sah es noch nicht danach aus, als wäre der Zustand jemals erreichbar, in dem nicht Zeichnungen aus der Konstruktion in die Fertigung und Montage geschickt werden würden.

Seitdem sind einige Jahre vergangen, und in vielen Bereichen sind ausgedruckte Zeichnungen, Listen, Protokolle und Datenblätter immer noch das Mittel der Wahl zur Kommunikation innerhalb der Produktentwicklung.

 

Papierbasiert vs. Papierlos

Unter dem Begriff der papierlosen Fertigung ist eine Veränderung der Kommunikation innerhalb von Fertigungsunternehmen zu verstehen.

In den meisten Unternehmen erfolgt die Dokumentation papierbasiert: Fertigungsaufträge und -zeichnungen, Qualitätsprüfungen und -berichte, Protokolle, Anweisungen, und viele weitere werden je nach Bedarf erstellt, ausgedruckt, ausgefüllt und weitergeleitet.

Da produzierende Unternehmen durch Gesetze und Normen zur umfassenden Dokumentation und Rückverfolgbarkeit verpflichtet sind, sind diese Schritte unumgänglich.

Bei der papierlosen Fertigung werden digitale Prozesse genutzt, die Dokumentation erfolgt also ohne die bisher genutzten Ausdrucke in Papierform. Durch diesen Umstieg ergeben sich einige Vorteile: Informationen sind sofort verfügbar, der zeitliche Aufwand für die Dokumentation wird minimiert, Laufwege und Fehlerpotenziale werden verringert und die Dokumentation der Prozessergebnisse erfolgt weitgehend fehlerfrei.

 

Die papierlose Fertigung in der Digitalisierung

In digitalisierten Prozessen wird die papierbasierte Fertigung überflüssig. Die smart Factory kommt ohne sie aus, da alle Informationen digital zur Verfügung stehen müssen, um so überall und jederzeit zugänglich zu sein. Vernetzung ist das Stichwort, mit dem die Prozesse vereinfacht werden sollen. Die Vorteile dabei sind die wesentliche Steigerung der Effizienz in alltäglichen Abläufen: die zeitraubende und fehleranfällige Erfassung von Informationen entfällt, es bleibt mehr Zeit für Tätigkeiten, die den Wertschöpfungsprozess unterstützen. Wichtige Dokumente können nicht verloren gehen, wenn sie digital abgelegt sind.

Das Ziel einer papierlosen Fertigung ist dabei nicht die Bereitstellung aller Unterlagen als PDF. Dies ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist nicht die Lösung des Problems. Das Ziel muss sein, Informationen und Daten interaktiv, anpassungsfähig, aktuell und in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. Zudem muss es möglich sein, Rückmeldungen ebenfalls elektronisch zu übermitteln. Das ist bei einem PDF nicht vollständig möglich.

 

Was benötigt man für den Aufbau einer papierlosen Fertigung?

Bei einem Auftrag werden von Beginn an Unterlagen erstellt, ausgedruckt und in die verschiedenen Abteilungen verteilt. In der Konstruktion sind dies Stücklisten, Produktdatenblätter, Zeichnungen, usw. In die Fertigung werden dann Fertigungsaufträge, Zeichnungen, Arbeitslisten und weitere Dokumente übergeben. Bei Rückmeldungen werden wiederum Formulare ausgefüllt oder die Änderungen auf den zuvor ausgelieferten Zeichnungen vermerkt.

Das Problem hierbei ist die richtige, schnelle und vollständige Weitergabe von Informationen: diese ist nicht gewährleistet.

Aber wie fängt man bei der Digitalisierung sinnvoll an? Welche Komponenten werden benötigt?

  • Eine zentrale Datenverwaltung, nicht nur für die Konstruktionsdaten aus dem CAD. Es müssen alle Daten verwaltet werden, die für den gesamten Produktentwicklungszyklus entscheidend sind. Die 3DEXPERIENCE Plattform bietet hier eine gute Basis, da sie auch den nächsten Punkt perfekt abdeckt:
  • Die Bereitstellung digitaler Endgeräte wie PCs, Tabletts oder Laptops, auf die alle Mitarbeiter Zugriff haben. Durch tragbare Geräte oder Terminals an den Maschinen ist der Zugang in der Fertigung zusätzlich erleichtert, Eingaben können direkt dort gemacht werden, wo die Daten entstehen.
  • Durch die Nutzung von Barcodes, RFID- oder NFC-Technologie werden die Daten auch für die Maschinen selbst lesbar. Mit IIoT-Technologie werden die Daten von Maschinen und automatischen Entnahme- und Transportsystemen in Echtzeit verarbeitet. Dabei steht wieder eine zentrale Datenverarbeitung im Fokus.
  • Der letzte, aber wichtigste Punkt der Voraussetzungen für den Aufbau einer papierlosen Fertigung ist eine stabile LAN, bzw. WLAN-Struktur im gesamten Unternehmen, die Fertigung und Montage eingeschlossen.

 

Welche Vorteile hat die papierlose Fertigung?

Die papierlose Fertigung ist mittlerweile kein weit entferntes Ziel mehr, sondern dank neuer Technologien machbar und auch wirtschaftlich. Dabei sind Papier- und Druckkosten nicht der größte Kostenfaktor. Durch die digitale Bereitstellung von Informationen werden Prozesse insgesamt beschleunigt, die Produktivität gesteigert und die Fehlerquote gesenkt.

Die papierlose Fertigung ist zusätzlich eine der wichtigen Voraussetzungen für den Wandel von einer konventionellen Produktion zu einer smart Factory. In den meiste Unternehmen gibt es bereits Schritte in diese Richtung, um damit die Effizienz zu steigern, mehr Kundenzufriedenheit zu erreichen oder am Markt flexibler und damit erfolgreicher zu sein.

 

Wie funktioniert der Wandel von Papierbasiert zu Papierlos?

Die Vorteile von der papierlosen Fertigung sind vielfältig. Trotzdem ist eine langsame, schrittweise Umsetzung der einzelnen Schritte der richtige Weg zum Aufbau einer papierlosen Fertigung. Für Unternehmen, die einer vollständig digitalen Vorgehensweise misstrauen, kann der Übergang für einen Zeitraum parallel gestaltet werden. Stellt sich dann heraus, dass der digitale Prozess stabil läuft, kann endgültig auf ausgedruckte Informationen und Rückmeldungen in Papierform verzichtet werden.

Sie wollen Ihre Unternehmensprozesse digitalisieren, wissen aber nicht genau, wie Sie anfangen sollen und welche Möglichkeiten Sie haben? Sprechen Sie uns an, wir helfen Ihnen gerne weiter.

Über den Autor

Birgit Anacker

Nach ihrem Maschinenbaustudium arbeitet Birgit zunächst als Technikerin und CAD Consultant, bevor sie zu ihren Wurzeln als technische Redakteurin bei der Solidline zurückkehrt. Mit 20 Jahren Erfahrung im Bereich Design und Konstruktion schreibt sie zu allen Themen rund um SOLIDWORKS, 3DEXPERIENCE und PLM/PDM.

Nach ihrem Maschinenbaustudium arbeitet Birgit zunächst als Technikerin und CAD Consultant, bevor sie zu ihren Wurzeln als technische Redakteurin bei der Solidline zurückkehrt. Mit 20 Jahren Erfahrung im Bereich Design und Konstruktion schreibt sie zu allen Themen rund um SOLIDWORKS, 3DEXPERIENCE und PLM/PDM.